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Der Bericht inkl. Fotos ist zu finden unter 2016 - Februar - Teil 1 - 2

 

 

Auf der Suche nach Schnee………oder 1/6 von Norwegen

 

(21. - 22. Februar 2016)

 

 

Unsere Kids hatten nun eine Woche Winterferien. Und eigentlich verbindet man das Wort Winterferien auch gerne irgendwie mit Schnee……oder ?? Doch den haben wir ja leider nicht (mehr).

Und da bereits vor einigen Wochen bei uns Bemerkungen fielen wie nun werden wir schon wieder grüne Winterferien haben oder eine Schneeparty zu meinem Geburtstag brauche ich wohl nicht planen……kamen wir auf die Idee doch dem Schnee hinterherzureisen.

 

Also mal kurz die Landkarte studiert, Zielort ausgewählt, Hotelzimmer gebucht..all das mit der großen Hoffnung, daß wir dann auch tatsächlich Schnee vorfinden werden !

 

Nun fragt ihr Euch wahrscheinlich……..aber was erzählt sie da über 1/6 von Norwegen ???

Also, als Ziel haben wir den Ort Rjukan gewählt (am Rande der Hardangervidda - Europas grösste Hochebene) und direkt neben Rjukan ragt ein optisch schön aussehender Berg in die Höhe mit dem Namen Gaustatoppen. Und von diesem Gaustatoppen kann man - bei schönem klaren Wetter natürlich - immerhin 1/6 von Norwegen sehen !! Tja…….das klang irgendwie interessant !

 

Nun wussten wir natürlich nicht ob wir zum gewünschten Termin Glück mit dem Wetter haben würden, aber manchmal soll ja positives Denken ganz hilfreich sein ;-)

 

So starteten wir also letzten Sonntag gleich nach dem Frühstück und fuhren ins Landesinnere. Selbst die Fahrt dorthin bzw. die Landschaft unterwegs war schon sehenswert, kam man doch dem winterlichen Flair immer näher. Mit Frost überzogene Bäume, zugefrorene Seen, schneebedeckte Bergkuppen……dazu schien fast immer die Sonne !

 

Und kurz bevor wir in das Tal einbogen in welchem Rjukan liegt, konnte man schon den ersten Blick auf den Gaustatoppen werfen, welcher allerdings seine Spitze erfolgreich in einer Wolke versteckte. Doch trotzdem wirkte er schon mal beeindruckend.

 

Vielleicht kurz zum Ort Rjukan. Rjukan selbst ist nun nicht gerade speziell sehenswert………es liegt in einem sehr engen Tal und bekommt somit kaum was von der Sonne ab. Zumindest im Winter ist es monatelang einfach nur schattig.

Da hatte der gute alte Sam Eyde (der, nachdem auch Eydehavn benannt wurde) bereits vor ca. 100 Jahren die Idee doch Spiegel auf den Bergen aufzustellen um damit das Sonnenlicht auf den Ort zu reflektieren..jedoch fehlten ihm damals die Mittel dazu.

Dann kam 1928 die Idee auf eine Seilbahn zu bauen, so daß die Rjukaner die Möglichkeit hatten während der schattigen Winterzeit in etwas luftigen Höhen Sonne zu tanken. Krossobanen, wie die Seilbahn sich nennt, war übrigens die erste Seilbahn Nordeuropas.

2013 wurde dann die Idee mit den Spiegeln erneut in Angriff genommen und seitdem leuchten die reflektierten Sonnenstrahlen auf den Rjukaner Marktplatz hinab.

Weiterhin ist Rjukan wohl eine Art Pilgerstätte für Eiskletterer. Jeden Winter treffen sich hier Eiskletterer aus ganz Europa um den perfekten Eisfall zu erklimmen.

 

So, nun aber genug mit Geschichte und Infos……..zurück zu unserem Ausflug.

Da bei Ankunft in Rjukan bereits früher Nachmittag war haben wir den 1/6-Blick auf den nächsten Tag verschoben und sind dafür mit der eben genannten Seilbahn Krossobanen in etwas höhere Lagen gegondelt.

Dort erwartete uns ein wunderbarer Blick über Rjukan und vor allem auf den Gaustatoppen.

Felix und Florian genossen es hier so richtig im Schnee zu toben und hatten jede Menge Spaß ! Anschließend gönnten wir uns noch ein Essen im Panorama-Restaurant und beobachteten dabei wie langsam die blaue Stunde über Rjukan hereinbrach.

 

 

 

Ein neuer Tag brach an (übrigens, Felix sein 15. Geburtstag) und sah wettertechnisch gesehen schon mal nicht ganz so schlecht aus und wir freuten uns schon sehr auf das Highlight unseres Ausfluges - dem Gaustatoppen mit seinem 1/6-Blick !

 

Mamsen hatte zwar schon seit einigen Tagen diverse Befürchtungen, entweder daß das Wetter nicht mitspielen würde und man sich somit die Fahrt auf den Gaustatoppen sparen könnte (wäre ja unsinnig so viel Geld für die doch etwas teure Bahn auszugeben, wenn man dann oben nur in den Wolken sitzt und eine Sicht von höchstens 3 Metern hat..) oder aber, daß erneuter Schneefall kommen würde und wir dadurch, aufgrund mangelnder Schneeketten, nicht hoch zur Bahn fahren könnten (es würde zwar von Rjukan aus auch ein Bus fahren - aber nur alle heiligen Zeiten - und umsteigen müsste man unterwegs auch nochmal, es wäre also ziemlich zeitaufwendig gewesen mit Bussen überhaupt zur Bergstation zu kommen).

Doch der Schneefall hielt sich in Grenzen und nach Rücksprache mit ein paar Rjukanern vor Ort hieß es, daß die Strasse hoch zur Bergstation auch für unser Auto mit normalen Spikes zu schaffen wäre.

 

Somit………packten wir nach einem gemütlichen Frühstück unsere sieben Sachen und starteten in Richtung Gebirgsstrasse.

 

Unser Auto (natürlich mit dem weltbesten Fahrer am Steuer) erklomm die steilen Serpentinen hoch zum Gaustablikk-Plateau fast mit links…….teilweise war es zwar ganz schön glatt auf der schmalen Strasse, aber letztendlich kamen wir heil am Parkplatz an und wanderten von dort weiter zur Bahnstation…….immer mit Blick auf den Gipfel und der noch zögerlichen Vormittagssonne. Die Sonne versteckte sich immer wieder mal gerne hinter den Wolken und zauberte so herrliche Lichtstimmungen in die verschneite Landschaft.

An der Station angekommen konnten wir auch sogleich mit dem ersten Wagon hochfahren……….und hier erzähle ich Euch vielleicht erstmal ein paar Infos zu dieser Bergbahn……..doch doch, bisschen Geschichtsunterricht muß auch sein ;-)

 

 

1954 begann man mit dem Bau der Gaustabahn, die in einem Tunnel im Innern des Berges nach oben verläuft. Das Projekt wurde damals von der NATO finanziert und auch fast ein halbes Jahrhundert ziemlich geheim gehalten (nicht mal die Einwohner Rjukans wussten mit Sicherheit ob es diese Bahn nun gab oder nicht.). Doch im Kalten Krieg wurde der höchste Punkt der Telemark (also der Gaustatoppen) als Funk- und Radarstation für das Militär genutzt.

Erst seit 2010 ist die Bahn uneingeschränkt für Touristen zugänglich.

An der Talstation steigt man in einen kleinen Wagon der dann cirka 850 Meter waagerecht auf Schienen in den Berg hineinrattert. Mitten im Berg heisst es umsteigen in eine Standseilbahn, die mit 39 Grad Steigung einen ganz schön steilen Eindruck macht. Diese Seilbahn befördert die Besucher über weitere 1050 Meter hoch zur Bergstation, die knapp unterhalb des Gipfels liegt (der Gaustatoppen hat übrigens eine Höhe von 1883 Metern).

 

 

Doch wieder zurück zu Pabstens……..

Wir fuhren also mit dem Wägelchen ins Berginnere, stiegen um in die Seilbahn und waren fasziniert wie steil und vor allem auch wie weit es hoch ging (neben der Seilbahn waren Stufen angebracht und Michi fragte mal nach wieviele es denn seien…….so ca. 3500 Stufen meinte der Bahnführer).

 

Alles in allem brauchten wir ungefähr 15 Minuten bis wir oben ankamen und dann……….wir kamen aus dem Tunnel raus (lasen natürlich vorher noch schnell das Warnschild an der Stahltür welche uns sagte, daß man sich hier auf eigene Gefahr nach draußen begibt)……….hat uns die Aussicht und vor allem der starke Wind erstmal die Sprache verschlagen. Es war gigantisch !

 

Zwar war der Himmel nicht ganz wolkenfrei……….und somit der eigentlich erwartete 1/6-Blick nicht ganz so ergiebig……..was uns aber in diesem Moment überhaupt nicht mehr interesserte, denn das was wir sahen war trotzdem einfach unbeschreiblich schön - auch wenn der Wind ganz schön heftig pfiff und man so manches Mal aufpassen musste daß man nicht umgeweht wurde.

 

Teilweise schien die strahlende Sonne auf den Gipfel, dann kamen aber auch wieder Wolkenfetzen vorbeigesaust die uns wie in dicke Watte packten. Und trotzdem konnten wir uns an der beeindruckenden Natur gar nicht satt sehen……(hier bestätigte sich mal wieder, daß die Natur die schönste Sehenswürdigkeit überhaupt ist).

 

Das Gebäude der Bergstation, welches in den Sommermonaten wohl eher einem, im typisch soliden Militärbunker-Stil gebauten Kasten gleicht, war vollkommen mit Schnee eingehüllt. Ebenso die Touristenhütte, die sich zwischen Bergstation und Gipfel befindet……..man konnte sie fast nur erahnen....doch Kaffee- und Waffelduft lockten uns an und so saßen wir schließlich irgendwann gemütlich am Fenster mit toller Aussicht und haben mit Cola und Kaffee auf Felix seinen Geburtstag angestossen.

Aber ganz klar, daß wir auch bald unbedingt wieder raus wollten, einfach diesen Blick und diese wunderbaren Momente genießen !

 

Irgendwann mussten wir trotzdem wohl oder übel an den Rückweg denken, denn wir hatten ja schließlich noch die Heimreise vor uns. Also sind wir wieder im Innern des Berges verschwunden und unten hat die Bahn dann vier fröhliche und vor allem begeisterte Päbste ausgespuckt.

 

Für die Fahrt zurück nach Hause wählten wir dann diesmal eine andere Route und konnten so noch herrliche Blicke auf die Hardangervidda werfen..

 

Alles in allem war es ein gelungener Ausflug und vor allem hatten auch Felix und Florian ihre Freude daran und konnten im Schnee spielen !

 

 

Unser Leben in Norwegen 0